Beschwerliche Wege
zum Grünbacher Steinkohlebergwerk

Der Grünbacher Steinkohlenbergbau gab vielen Menschen Arbeit, Brot und Wohnung. Auf dem Höhepunkt des Belegschaftsstandes im Jahr 1858 verzeichnete das Werk 1163 Beschäftigte. Neben diesen wurden aber auch Handwerker und Fuhrwerker für diverse einschlägige Arbeiten im Bergwerk eingesetzt. Fleischhauer und Bäcker lieferten ihre Waren zu, ebenso Bauern und Kleingewerbetreibende. Nicht zuletzt hatten Wirte Hochsaison, bis zu 17 Gaststätten gab es im Ort und seiner näheren Umgebung.

Nicht alle im Bergbau Beschäftigten wohnten auch in Grünbach. Mehr als ein Viertel kam aus der Umgebung. Eine Analyse ihrer Wohnorte – sie wurde am 30.Juni 1964 erstellt – ergab, dass 2,1 % der Betriebsangehörigen aus dem Raum Würflach Neunkirchen anreisten. Aus Gerasdorf, Winzendort und Wiener Neustadt kamen 3,8 %, aus Höflein, Maiersdorf und Willendorf pendelten 16,8 % zu. Puchberg und Miesenbach stellten 14,5 % der Arbeitenden.

Die aus dem Miesenbachtal im Grünbacher Steinkohlenbergwerk Beschäftigten wählten den Weg über Lanzing oder den Rastberg und das Rastkreuz, um an ihren Arbeitsplatz zu kommen. Über den Schichtlersteig, fälschlicherweise auch Knappensteig genannt, stiegen sie zum Segen-Gottes-Schacht oder weiter zum Neuschacht ab.

Verladerampen dieses Schachts 1921

Die aus Würflach einpendelnden Bergmänner wählten den kürzesten Weg, jenen durch die Johannesbachklamm, die man damals Steinklause nannte. Da die heute zum Wandern so einladende Steiganlage durch die Klamm erst 1902 von den Wiener Naturfreunden errichtet wurde, wählten die Bergleute bis dahin das Bachbett als Anmarschweg. Nur bei Hochwasser, das nach Starkregen in der Schneeschmelze den Johannesbach in einen reißenden Fluß verwandelte, wichen sie über das “Berimoastakreuz” und den Eichberg aus. Manche von auswärts kommenden Bergleute waren bis zu zwei Stunden unterwegs, um an ihre Arbeitsstätte zu gelangen. Erst viele Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges standen den pendelnden Beschäftigten Werksbusse zur Verfügung und die öffentlichen Verkehrsmittel nahmen auf ihre Arbeitszeiten Bedacht. Dennoch blieb der Weg zur Arbeitsstätte und zurück zum Wohnort für manche beschwerlich.