Die Adelsherrschaft

Sitz am Hausstein

Bisher wies allein der Name dieses hochgelegenen Felsens an der Gemeindegrenze  zu Puchberg auf ein „festes Haus“ hin. Bei der Ausstellung „Schicksalsjahr 907“ in Hainburg im Jahr 2007 wurden zahlreiche hier gemachte neue Funde aus der Privatsammlung der Familie Schwiglhofer gezeigt:

  • Acht Topffragmente aus Graphitkeramik, die vom 10. Jahrhundert an gebräuchlich war und aus dem westlichen Niederösterreich stammen dürfte.
  • Acht magyarische Dorngeschoß- und Tüllengeschoßspitzen
  • Zwei Stachelsporen westlicher Reiter
  • Eine ungarische Münze mit dem Bild von König Peter Orseolo, der 1038 – 1041 und 1044 – 1046 regierte
  • Eine Emailscheibenfibel mit Krukenkreuz westlicher Provenienz

Daraus schließen die Historiker auf einen Adelssitz aus dem frühen 11. Jahrhundert, der von den Magyaren umkämpft und möglicherweise auch zeitweise in ihrer Hand war – ein äußerst frühes Beispiel für die einsetzende burgengestützte Adelsherrschaft. Ein früherer Name des Herrschaftsgebietes oder eines Inhabers ist nirgends genannt. Man könnte es als „Ur-Stolzenwörth“ bezeichnen, da aus diesem „Ur-Stolzenwörth“ sind schon bald vier kleinere Herrschaften hervorgegangen sind:

Stolzenwörth und Schrattenstein (1. urkundliche Erwähnung 1182)

gelangten in weiterer Folge an Rothengrub und Stixenstein.

Gumplaha (Grünbach) (1140) und Höflein (1249)

gelangten an die Stubenberger und in weiterer Folge an Seebenstein.

Der Machtbereich dieser frühen Herrschaftsinhaber war noch nicht durch territoriale Grenzen festgelegt. Er fußte nur auf dem Gefolgschaftsverband aus denjenigen Grundherren, die sich ihnen, oft erst durch Landschenkungen erkauft, angeschlossen hatten. Entgegen vielen bisherigen Veröffentlichungen  erstreckte sich die Hoheit der „Mark Pitten“ (die Bezeichnung „Waldmark“ stammt erst aus der Renaissance) mangels Gefolgsleuten unter den hiesigen Grundbesitzern nicht auf unser Gebiet. Am linken Ufer der Schwarza bis zur Piesting waren nicht die in Pitten sitzenden Formbacher, sondern die aus Steyr an der Enns stammenden traungauischen Otakare (Otakar I. – Otakar IV.) schon mindestens ab 1056 dominierend, bevor sie 1158 die Pittner Mark von den Formbachern erbten.

Sowohl die Mark Pitten inkl. das Neustädter Gebiet und unsere Gegend bis zur Piesting und Leitha gehörten vorher zur fränkischen Mark an der Oberen Mürz und sind somit als ursprünglich „steirisch“ anzusehen.

Landesherrschaftliche Strukturen finden sich ab 1156, als (Nieder)Österreich zu einem Herzogtum unter den Babenbergern mit erstmalig festgelegten Grenzen erhoben wurde. 1180 wurde dann das Gebiet der Otakare ebenfalls ein Herzogtum. Es erhielt zur Erinnerung an die Herkunft der Otakare aus Steyr den Namen „Steiermark“. 1186 vermachte der kinderlose und schwer kranke Otakar IV. die Steiermark den Babenbergern.

1192 starb Otakar IV. und die Steiermark kam mit Grünbach unter die Oberhoheit der Babenberger, die jetzt ein Doppelherzogtum, bestehend aus (Nieder)Österreich und der Steiermark, besaßen. Nach dem Tod des letzten Babenbergers Friedrich des „Streitbaren“ 1246  entbrannten heftige Kämpfe um das Erbe. 1254 fiel unser Gebiet an Přemysl Ottokar II. von Böhmen und die „Grenze“  rückte erstmals auf den Semmering. Noch mehrmals kam es für kurze Zeit zu einem Wechsel in der Zugehörigkeit und erst ab 1500 endete (Nieder-) Österreich, auch im erst allmählich entstandenen Landesbewusstsein des Adels und der Bevölkerung, endgültig am Wechsel und Semmering.

An feindlichen Einfällen sind vor allem die Eroberungen von Neustadt und Stixenstein

durch den Ungarnkönig Mathias Hunyadi (Corvinus) von 1485 bis 1500 zu erwähnen, die auch für unser Gebiet große Zerstörungen und Leid brachte.

Bei allen „Türkenstürmen“ der Osmanen (1526, 1529 und 1683) war Grünbach schwer betroffen. Spuren sind noch an der Pfarrkirche (siehe Kapitel Kirche und Pfarre) zu sehen.