Erstes Leben
Vor 4 Milliarden Jahren

Es dauerte 2 Milliarden Jahre, bis jener Prozess beginnen konnte, der die Voraussetzungen für Leben schuf: Die in der Protoatmosphäre enthaltenen Gase – wie Ammoniak und Methan – gehen mit Hilfe kräftiger Sonneneinstrahlung neue Verbindungen ein.

Die einfachsten Formen irdischen Lebens bestehen aus einer einzigen mikroskopisch kleinen Zelle

Von Regen- und Meerwasser werden sie wieder gelöst, worauf sie neue chemische Ehen eingehen oder kettenartige Strukturen bilden, die sich im Brandungsbereich von Küsten konzentrieren. Manche dieser Verbindungen gleichen in ihren Grundzügen bereits Proteinen, d.s. Grundstoffe, die Haut, die Muskeln und das Haar von Lebewesen aufbauen. Andere sind Vorläufer von Nukleinsäuren, deren bekannteste ist die Desoxyribonukleinsäure (DNS) eine Trägersubstanz aller Vererbungsanlagen.
Nach Jahrmillionen erwerben einige Nukleinsäuremoleküle die Fähigkeit, sich selbst aufzubauen, sich zu vermehren ja sogar Proteine zur Reduplikation zu benutzen. Dabei geschieht Entscheidendes:
Proteine und Nukleinsäuren umgeben sich- in symbiotischer Abhängigkeit- mit einer Art Membran. Der Schritt zum Leben ist getan, die erste lebende Zelle ist geboren. Doch wieder dauert es viele Millionen Jahre, bis eine Auswahl von Zellen einen grünen Farbstoff, das Chlorophyll herstellt, um das Sonnenlicht besser zu nutzen (Photosynthese).

Methan, Wasserstoff und Wasser bilden unter Sonneneinstrahlung und elektrischer Entladung Aminosäuren, d.s. komplexe Moleküle, auf denen die Chemie allen Lebens beruht.

Der Erfinder dieses Prozesses ist vor 2,7 Milliarden Jahren die Blaugrünalge gewesen. Sie spaltet Wassermoleküle (H2O) und setzt Sauerstoff frei, der zunöchst vom Meerwasser absorbiert wird. Das geht solange gut, als die im Meerwasser gelösten Eisenverbindungen den Sauerstoff aufnehmen können. Reiner Sauerstoff (O) lässt Eisen rosten und ist extrem giftig. Er verbrennt lebendes Gewebe.

So wird er ab dem Zeitpunkt, zu dem die Eisenverbindungen mit Sauerstoff gesättigt sind, zur Gefahr für alles Leben im Meer. Die Blaugrünalgen begreifen, dass der von ihnen in immer größerer Menge produzierte Sauerstoff ihre Existenz bedroht und sie lernen Enzyme zu entwickeln, die den Sauerstoff veranlassen, mit anderen organischen Molekülen eine Verbindung einzugehen, die für organisches Leben ungefährlich ist. Auf diese Weise verwandeln Algen gefährlichen Sauerstoff in Atemluft.

Immer mehr gebundener Sauerstoff entweicht ins Meer, in die Gesteine und in die Atmosphäre. In höheren atmophärischen Schichten mutiert er durch die Sonneneinstrahlung zu Ozon, das nach und nach die Erde wie ein Schutzschild umspannt. Die Ozonschicht reduziert die aus dem Weltraum einfallende lebensfeindliche UV- Strahlung auf ein Minimum. Heute sind wir drauf und dran, diese Ozonschicht zu zerstören. Vor 1,3 Milliarden Jahren hat eine unscheinbare Anhäufung symbiotischer Zellen eine Umweltkatastrophe größten Ausmaßes verhindert und sie wurden gleichzeitig zum wichtigsten Energielieferanten neuer Lebewesen.